Standortanalyse für Gründer & Start-ups
Die Standortwahl einer Selbstständigkeit oder eines neu gegründeten Unternehmens ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Erfolgt der Vertrieb der Produkte ausschließlich über einen Onlineshop, ist oft ein Home Office mit entsprechendem Lagerraum ausreichend. Für ein Ladenlokal wiederum kann das Thema Laufkundschaft eine wichtige Rolle für den geschäftlichen Erfolg spielen. Aus diesem Grund erfolgt die Standortwahl immer unter Berücksichtigung unterschiedlichster Faktoren, die als Ausgangsbasis für die Standortanalyse dienen.
Produzierende Unternehmen benötigen andere Standorte als Dienstleister
Wie bereits erwähnt, ist die Standortwahl für freiberuflich tätige Jungunternehmer nicht unbedingt eine Frage, die eine ausführliche Standortanalyse voraussetzt. In vielen Fällen ist ein Home Office ausreichend. Anders sieht es jedoch bei Existenzgründungen im Einzelhandel, Dienstleistungsbereich oder im produzierenden Gewerbe aus. Hier spielt nicht nur die Laufkundschaft für den Einzelhandel eine wichtige Rolle, sondern zahlreiche Synergieeffekte, die sich aus der Wahl des Standortes ergeben und genutzt werden können.
Praktische Beispiele zum Thema Standortwahl
Als Beispiel dient der Friseursalon in prominenter Lage mitten in der Fußgängerzone, der zusätzlich zu den vereinbarten Terminen durch seine Lage Laufkundschaft akquiriert. Dies gilt auch für den produzierenden Gewerbebetrieb, der durch seinen Standort mitten in einem Gewerbegebiet von den Gegebenheiten vor Ort oder der Zusammenarbeit mit bereits ansässigen Unternehmen profitiert. Als Kriterien zählen in diesem Fall neben der Eignung der vorhandenen Räumlichkeiten die verkehrstechnische Anbindung für die Warenanlieferung und Auslieferung der fertiggestellten Produkte. Vor allem im produzierenden Bereich sind benachbarte Unternehmen aufgrund ihrer Spezialisierung eventuell in der Lage, für Sonderanfertigungen Kapazitäten oder Know-how zur Verfügung zu stellen. Oder stellen Sie sich vor, Sie gründen ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt „Büroservice“. Obwohl die Tätigkeiten problemlos vom Home Office aus erledigt werden können, kann es durchaus sinnvoll sein, sich außerhalb der eigenen vier Wände mit einem eigenen Büro niederzulassen. Als Standortwahl bietet sich in diesem Fall ein Bürogebäude an, in dem sich ausschließlich Kleinstunternehmen einmieten. Oder Sie mieten sich in einem Gründerzentrum ein und nutzen die daraus resultierenden Synergieeffekte. Auch das Thema „Image“ kann hier eine Rolle spielen.
Vor der Standortwahl kommt die Standortanalyse
Aus den bereits genannten Gründen ist es von großer Bedeutung, eine entsprechende Standortanalyse durchzuführen, bevor Gebäude, Ladenlokale oder Büroräume angemietet werden. Die Standortanalyse beginnt mit einer ausführlichen Checkliste, die alle für die Standortauswahl relevanten Kriterien enthält. – Lage des Standortes unter Berücksichtigung der Verkehrsanbindung (Hauptstraßen, Erreichbarkeit durch Lieferanten, Sichtbarkeit bei Ladenlokalen, öffentliche Verkehrsmittel, Parkraum) – Einzugsgebiet; besonders wichtig bei Ladenlokalen und Dienstleistern aller Art – Größe des Grundstücks oder der Immobilie – Behördliche Auflagen und Genehmigungen (Auskunft beim Baurechtsplanungsamt) – Versorgung mit Rohstoffen oder Waren; abhängig von der Geschäftsidee auch gut erreichbare Zulieferer oder Dienstleister; Energieversorgung wie Strom oder Gas – Kooperationsmöglichkeiten mit nahe liegenden Unternehmen; bei forschenden Unternehmen das wissenschaftliche Umfeld – Mitbewerbersituation rund um den Standort (Wettbewerbsanalyse) – Kundennähe des Standortes; wenn diese von Bedeutung ist – Standortkosten – welche Investitionen und laufende Kosten sowie variable Nebenkosten fallen an? Sind Fördermittel für Existenzgründer verfügbar? – Attraktivität für Arbeitnehmer in Bezug auf die Erreichbarkeit und das Umfeld des Standortes (öffentliche Verkehrsmittel, Nahversorger für Pausenzeiten usw.)
Harte und weiche Standortfaktoren
Bei der Standortanalyse wird zwischen sogenannten harten und weichen Standortfaktoren differenziert. Bei den „harten“, durch Zahlen messbaren, Standortfaktoren erhält der Existenzgründer aussagekräftige Zahlen als Entscheidungshilfe. Schwieriger zu beantworten sind die „weichen“ Standortfaktoren. Die bereits genannten Kriterien sind durchgängig harte Standortfaktoren. Eine Ausnahme bildet der zuletzt angeführte Punkt „Attraktivität für Arbeitnehmer“. Dieser wird durch folgende weiche Faktoren ergänzt. Die Betrachtung der weichen Faktoren erfordert ein gutes Bauchgefühl. Oft ist es sinnvoll, die Erfahrungswerte anderer Unternehmen in die Entscheidungsfindung einfließen zu lassen. – Kommunale Verwaltung (Bearbeitungszeiten, Services) – Beratungsangebote vor Ort – Image des Standortes aus der Sicht der Mitarbeiter – Lebensqualität für Mitarbeiter (auch während der Arbeitszeit)
Beantwortung der Fragen zur Standortanalyse
Im Idealfall werden die aufgelisteten Fragen bereits vor der Suche nach dem geeigneten Standort gestellt und je nach Bedeutung entsprechend gewichtet. Hilfreich sind die verschiedenen im Internet zur Auswahl stehenden kostenlosen Tools zum Thema Standortanalyse. Sie übernehmen die eingegebene Gewichtung der verschiedenen Kriterien einer Geschäftsidee wie Laufkundschaft, Einzugsgebiet oder Erreichbarkeit und stellen diese dann grafisch dar. Das Ergebnis ist ein aussagekräftiger Vergleich der eingegebenen Standorte, um die Entscheidungsfindung zu erleichtern. Vielleicht ist das Home Office der Standort der ersten Wahl; oder ein Ladenlokal inmitten der Fußgängerzone. Zahlreiche Kriterien beeinflussen die Entscheidungsfindung, darunter auch die eigene Persönlichkeit, da nicht jeder von zu Hause arbeiten kann. Aus diesem Grund sollte jedes Argument gründlich durchdacht sein, bevor die endgültige Entscheidung für die Standortwahl fällt.